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Tierpark Kunsterspring: Heinrich Dathe und sein Lebenswerk, der Tierpark Berlin (14/08/2015)

Der Tierpark in Berlin-Friedrichsfelde wird 60 und feiert Geburtstag. Zum Jubiläum erscheint ein reich illustrierter Band, der an den Tierparkgründer, den begeisterten Zoologen und visionären Tiergärtner Heinrich Dathe, erinnert.

Vor 60 Jahren, am 2. Juli 1955, wurde der Tierpark Berlin feierlich eröffnet. Die Entscheidung für den Standort im historischen Schlosspark Berlin-Friedrichsfelde und die Vision eines weiten Landschaftstiergartens, die schrittweise verwirklicht wurde, verdanken wir dem langjährigen Gründungsdirektor, dem Zoologen Heinrich Dathe (1910–1991), der hier seine Lebensaufgabe fand. Über das den Planungen zugrunde liegende „tiergärtnerische Prinzip“ sagte er 1980 – im Rückblick auf die ersten 25 Jahre – einmal in kurzen Worten: „Wir wollen das gut gepflegte Tier, wenn möglich im Familien- oder Herdenverband, zusammen mit anderen Arten gleicher geographischer Herkunft, auf geräumigen, in die Landschaft eingepaßten Gehegen, die tunlichst ohne Gitter angelegt sind, zeigen und züchten.“
Der naturalistische Eindruck der entstehenden Freigehege wurde durch die Verwendung von Natursteinen aus den Trümmern der im Krieg zerstörten Stadt verstärkt. So lieferte die zerbombte Reichsbank den dunklen Granit für kontrastreiche Kulissen, z.B. bei den Eisbären, vor denen die Tiere als „Schauspieler“ immer wieder neue Inszenierungen boten, mit freiem Blick für die Zuschauer. Daneben entstanden moderne Tierbauten, wie das 1963 eröffnete Alfred-Brehm-Haus, die mit dem wiederhergestellten Schloss, den alten Baumgruppen, frischen Rabatten und beeindruckenden Tierplastiken zu einer unverwechselbaren Parklandschaft verschmolzen, die allein bis 1990 mehr als 70 Millionen Menschen besuchten. Man macht hier in wenigen Stunden eine Weltreise durch die Großtierfaunen der Erde, die durch die Beobachtung tierischen Verhaltens Freude am Tier und Achtung vor der Natur vermittelt.
Die Konzeption eines „Theatrum Naturae“ in einer Parklandschaft war die bewusste Abkehr von der musealen Sammlung von Tieren hinter Gittern, wie sie traditionelle Zoos praktizierten. Eine weitere Besonderheit war die Errichtung einer Zoologischen Forschungsstelle im Tierpark, die die artgerechte Haltung gesunder Tiere und die Erhaltung bedrohter Arten unterstützte. Der Aufbau dieses einzigartigen Landschafts- und Wissenschaftszoos – an dem Tausende freiwilliger Helfer eifrig mitwirkten – erforderte bei dem bekannten Mangel an Baumaterialien und Handwerkern in der DDR einen außerordentlichen Einsatz seines Direktors.
Leben und Werk dieses zupackenden und mitreißenden Mannes waren Gegenstand zweier Veranstaltungen, die zum 100. Geburtstag Heinrich Dathes in seiner Geburtsstadt Reichenbach im Vogtland und in Berlin stattfanden und auf breites Interesse stießen. Kollegen, Weggefährten und Freunde, Biologen, Historiker und Pädagogen erhellten – in enger Verbindung zur Familie Dathe – wichtige Prägungen und Wirkungen seiner Person, interessante Hintergründe und Besonderheiten seines Werkes sowie augenfällige Chancen und Grenzen seiner Zeit. Dabei halfen nicht nur die Erinnerungen von Zeitzeugen, sondern auch ausgiebige Recherchen im persönlichen und wissenschaftlichen Nachlass Dathes, den die Familie der Staatsbibliothek zu Berlin anvertraute. Die persönlichen Berichte und historischen Studien wurden in einem Sammelband vereint, den die Mitwirkenden nun zum 60. Gründungsjubiläum des Tierparks unter dem Titel „Heinrich Dathe – Zoologe und Tiergärtner aus Leidenschaft“ (Rangsdorf 2015) vorlegen.
Im Zentrum des Buches steht das umfangreiche Lebenswerk Dathes. Seine großen Erfolge in der Zootierhaltung und -züchtung gründeten auf dem sicheren Fundament der Wissenschaftlichkeit. Er war ein leidenschaftlicher Zoologe, dessen Forschungen von der Vogel- und Säugetierkunde bis zur Verhaltensbiologie reichten. Mit populären Radio- und Fernsehsendungen und Büchern begeisterte er unzählige Menschen für Wildtiere und Artenschutz. Die öffentliche Debatte um seine entwürdigende Entlassung aus dem Direktorenamt 1990 und seine frühere NSDAP-Mitgliedschaft verstellte zuweilen den Blick auf eine Lebensleistung, die bei aller Kritik an der Persönlichkeit Dathes uneingeschränkt bestehen bleibt. Durch seine einnehmende öffentliche Präsenz über Jahrzehnte wurde der Direktor des Tierparks Berlin für sehr viele Menschen zu einem vertrauten Lebensbegleiter, den der vorliegende Gedenkband in berührenden Erinnerungsbildern und aufschlussreichen Berichten näher bringt.





Bibliographische Angaben zum Buch:

Heinrich Dathe – Zoologe und Tiergärtner aus Leidenschaft.
Herausgegeben von Katrin Böhme, Ekkehard Höxtermann und Wolfgang Viebahn
Mit zahlreichen, teils farbigen Abbildungen.
Basilisken-Presse Rangsdorf 2015
336 Seiten, 17 × 24 cm
ISBN 978-3-941365-14-8
Ladenpreis 29 Euro

» Dieser Presseartikel wurde bereitgestellt durch Tierpark Kunsterspring

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